Auf eine etwas ungewöhnliche Königsproklamation sehen die Schützen der Gemütlichkeit Hollenbach zurück. Ende Juni galt es im Vereinsheim im Rahmen der Saisonabschlussfeier mit nur einem Schuss die Königswürde auszuschießen. Für gewöhnlich erfolgt dies in den Wintermonaten, was coronabedingt die beiden letzten Jahre nicht möglich war. Der Gedanke die Titelvergabe des Schützenkönigs komplett ausfallen zu lassen, gefiel der Vorstandschaft wenig. So entschloss sich die Vereinsleitung, nicht nur den Königstitel für das Jahr 2021 nachzuholen, sondern auch das Procedere der Ermittlung des Würdenträgers komplett umzustellen.
„Natürlich hatten wir auch das Ziel, die Beteiligung am Königsschießen deutlich spannender zu gestalten, als das bisher der Fall war.“ kommentiert Stefan Greppmeir, der Sportleiter der Gemütlichkeitsschützen, die Intention der Umstellung.Dass dieses Ziele zweifellos erreicht wurde, zeigt alleine die Tatsache, dass die Zahl der Teilnehmer im Vergleich zum letzten regulären Königsschießen mehr als verdoppelt wurde. Das lag nicht nur daran, dass die Wahl der Waffe auf einen stattliche 55 Jahre alten Knicklauf fiel. Auch die Tatsache, dass kein Schütze seinen geschossenen Teiler vor der Auswertung zu Gesicht bekam, war ungewöhnlich und für die Teilnehmer aufregend zugleich.
Auf die Frage, ob das gute alte Stück wieder so leicht in Betrieb zu nehmen war, antwortet Sportleiter Greppmeir mit einem herzlichen Lachen „Zuerst mussten schon mal die ganzen Spinnwegen rausgeschossen werden.“ und ergänzt „Für sein Alter war das Schussbild nach wenigen Treffern des Einschießens aber überraschend gut.“ Der Knicklauf wurde gem. Vereinsarchiv aus der Saison 1967/68 für den Verein erworben und löste damals in den Rundenwettkämpfen den deutlich schwieriger zu handhabenden Zimmerstuzten ab. Erstaunlich ähnlich zu den jetzt üblichen Gewehren, war zur Überraschung Vieler allerdings der ziemlich leicht gängige Abzug. Die meisten Schützen hätten mit einem deutlich höheren Abzugsgewicht gerechnet, was das Schießen nur umso überraschender gestaltet hätte, berichtet Greppmeir.
Der befürchtete Wehrmutstropfen, der dem Zweitplatzierten des Schießens, als zeitgleichen König des letztjährigen 2021 einbrachte, blieb zumindest in der Schützenklasse aus. Auf die Frage, ob er die ungewöhnlich kurze Königswürde von gerade mal fünf Minuten enttäuschend empfunden hätte, antwortet Anton Katzenschwanz mit einem Lächeln: „Diese besondere, wenn auch kurze Königswürde ist mir sogar lieber!“ 1996 war er zuletzt König und schaut auf diese mit schönen Erinnerungen zurück. „Dreimal im Leben die Königskette ein Jahr lang tragen zu dürfen reicht.“ Umso mehr strahlte dann auch der Erstplatzierte und damit Schützenkönig 2022 für die Gemütlichkeit Hollenbach Josef Kulzinger. Er traf mit einem 135,9 Teiler gerade ein klein wenig besser als der Zweitplatzierte Anton Katzenschwanz (141,0 Teiler).
Mit einem deutlich größeren Abstand von 130,2 Teilerpunkten errang unter den Jungschützen Simon Grimm mit einem 83,8 Teiler die Königswürde 2022, vor Noah Wunder (214,0 Teiler), der sich fortan Jungschützenköing 2021 nennen darf.
Von einer kleinen Anekdote am Rande berichtet Stefan Greppmeir noch mit einem Schmunzeln: Hätte unser Neuzugang aus der Mongolei – der 17 Jahre alter Gastschüler Batdorj „Bataa“ Batsaikhan – sein in der Tat großes Talent am Schießstand mit ein wenig mehr Glück beim diesjährigen Königsschießen unter Beweis gestellt, wäre er König 2021 geworden – König für das Jahr, in dem er noch nicht einmal wusste, wo Hollenbach liegt.
Auf die Frage, ob diese Art des Königsschießen der Gemütlichkeitsschützen nur eine einmalige Geschichte war, schüttelt Stefan Greppmeir energisch den Kopf. „Es hat allen so viel Spaß gemacht, dass es uns die Entscheidung leicht gemacht hat: Wir behalten dieses Procedere auch für das Königsschießen für 2023 bei.“ Dann aber wieder mit einem König, der sich auf ganze zwölf Monate Königswürde freuen darf.